Blüten sprechen mit Farben zu den Bienen
Blüten sind bunt und wollen damit Bienen und andere Bestäuber anlocken. Doch die Sprache der Blüten geht darüber hinaus.
Wie alle Insekten haben Bienen so genannte Facettenaugen, d.h. sie sehen ihre Umgebung nur unscharf in einer Art Rasterbild, vergleichbar vielleicht wie ein sehr grob aufgelöstes Bild für uns aussieht. Farben sind daher für die Bienen besonders wichtig, um sich in ihrer "unscharfen" Welt besser zurechtzufinden.
Jedoch ist auch das Farbensehen der Bienen etwas anders als das des Menschen. So können Bienen auch im ultravioletten Spektrum Farben unterscheiden, die für uns Menschen völlig unsichtbar sind. Umgekehrt ist ausgerechnet die für uns Menschen wichtigste Signalfarbe Rot eine Farbe, die für Bienen besonders unauffällig ist. Fälschlicherweise kann man oft lesen, rot sei für Bienen unsichtbar, doch das stimmt natürlich nicht. Der Klatschmohn wird von Bienen z.B. trotz seiner knallroten Farbe sehr gerne angeflogen - er ist also für die Bienen sehr wohl sichtbar. Statt einer auffälligen Signalfarbe sehen die Bienen aber vermutlich nur eine Art unauffälliges Grau.
RGB ist bei Bienen ganz anders!
Gelb und blau sind dagegen für Bienen besonders auffällige und attraktive Farben. Auch weiße Blüten zwischen grünen Blättern werden gut erkannt.
Die Blüte der Roßkastanie macht sich diesen Effekt zunutze, indem sie einen raffinierten Farbwechsel durchläuft. Die junge, noch unbestäubte Blüte hat weiße, im grünen Laubwerk auffällige Blütenblätter mit einem gelben Blütengrund. Die weiße Blütenkerze lockt die Bienen von weitem an, der gelbe Blütengrund zeigt ihr dann den schnellsten Weg zur Narbe, dem Nektar und den Blütenpollen. Sobald die Blüte bestäubt und damit befruchtet ist, bricht nicht nur der Nektarfluss ab, sondern es wechselt auch der gelbe Blütengrund innerhalb weniger Stunden zu einem rosa Farbton. Dieser ist für die Bienen deutlich schlechter zu sehen bzw. nur noch unattraktiv. Und Bienen können schnell lernen, sie merken rasch "gelbe Blüten haben Nektar, die roten nicht".
Kein Spiel, sondern reiner Zweck
Das nutzt beiden. Die Rosskastanie erhöht so die Effizienz der Bestäubung, weil die Bienen keine Zeit mit bereits befruchteten Blüten verlieren und sich gezielt um die noch unbefruchteten Blüten kümmern können. Die kurze Zeit, in der die Roßkastanie blüht, wird also maximal effizient ausgenutzt. Im kalten Frühling mit dem wechselhaften Wetter zählt jede Stunde. Und natürlich nutzt es auch der Biene, weil sie so ebenfalls keine Zeit und Energie mit nutzlosen Anflügen auf trockene Blüten verliert, sondern gezielt die anfliegen kann, wo noch was zu holen ist.
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