Bestäubungsdienstleistung ist Hauptjob
Pflanzen bestechen Insekten durch süßen Nektar, damit die den Pollen von Blüte zu Blüte tragen. Damit haben Pflanzen den Sex quasi "outgesourced". Für beide offenbar eine sehr erfolgreiche Win-Win-Situation, denn die evolutionäre Entwicklung geht seit hunderten von Millionen Jahren weg von Windbestäubung hin zur Insektenbestäubung.
Vielen Pflanzenarten ist es egal, von welchen Insekten die Bestäubung durchgeführt wird, andere sind auch zur Selbstbefruchtung oder teilweise zur Windbefruchtung fähig. Es ginge also sehr wohl auch ohne die Honigbiene. Doch eine Befruchtung durch die Honigbiene ist in vielen Fällen wertvoller, gerade bei einigen unserer Kulturpflanzen. So sehr, dass allein die Bestäubungsleistung dafür sorgt, dass die Honigbiene rein monetär betrachtet das drittwichtigste Nutztier nach Rind und Schwein ist! Sei es, weil die Ertragsmenge einer Kultur größer oder die Qualität der Früchte höher ist.
Die Bienen kann Vieles einfach besser
° Zum Beispiel ist die Befruchtung durch die Bienen im Gegensatz zu anderen Insekten zielgerichtet - denn Bienen sind blütenstet. Da ein Pollen zur Befruchtung von der selben Art sein muss, erhöht das den Bestäubungserfolg enorm.
° Die Bienen sind schon früh im Jahr vollzählig am Start, wenn andere Insektenarten sich erst noch wochenlang entwickeln müssen. Frühe Kulturen wie Raps profitieren hier ganz besonders.
° Durch ihre große Individuenzahl können Bienen große Flächen effizient befliegen. Andere Insekten könnten niemals so zahlreich, weit und flächendeckend in Kulturmonokulturen eindringen, sondern bestenfalls am Rand ein paar Blüten bestäuben.
° Die Qualität der Früchte hängt oft von der Frequenz der Bestäubungsvorgänge ab - je mehr Besuche, desto bessere Fruchtqualität. Bei Bienen ist die Chance für ein wiederholtes Anfliegen einer Blüte allein durch ihre große Zahl und wegen der Blütenstetigkeit sehr viel höher als bei anderen Insekten.
° Bei kühlem Wetter können Bienen aus ihrer warmen Behausung zumindest noch für kurze Ausflüge in der Nähe ihrer Nester starten, wenn es für solitäre Insekten noch viel zu kalt ist.
Kulturpflanzen profitieren am stärksten
Durch diese und weitere Gründe gewinnen unsere Kulturpflanzen so sehr an Ertrag und Qualität, dass sich der oben erwähnte wirtschaftliche Mehrwert ergibt. Beim Raps ergeben sich z.B. Ertragssteigerung durch mehr und größere Rapskörner in Größenordnungen von etwa 20-30%.
Weltweit wird diese Hauptleistung der Imkerei dadurch gewürdigt, dass Bestäubungsprämien vielerorts die Haupteinnahmequelle sind. In Deutschland hat sich diese Erkenntnis noch nicht so richtig durchgesetzt - weder bei den Landwirten, noch bei den Imkern selbst.